Aus den Leben einer Eintagsfliege 1#

 

Gerade bin ich geschlüpft. Das war anstrengend. Wenn man aus etwas herausgewachsen ist, muss man es abgeben. So wie meine alte Haut. Die war mir eindeutig zu eng. Jetzt sehe ich anders aus. Ganz anders. Ich muss mich erst einmal daran gewöhnen, dass ich anders aussehe. Als erstes sind da die Flügel. Sie müssen erst einmal trocknen. Das ist auch der Grund warum ich noch da sitze. Der Grund warum ich da bin ist welcher noch mal? Ach ja, ich soll mich vermehren. So schwierig kann das nicht sein.  Man sucht sich einen Partner, hat miteinander Sex, dann wartet man ein wenig und schon sind die Nachkommen da. Alles ganz einfach. Moment. Da war noch etwas. Angeblich muss ich es bis Mittag erledigt haben. Da war was von biologischer Uhr oder so. Die soll ticken. Also ich höre da gar nichts. Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Flügel noch feucht sind. Es dauert nicht mehr lange und schon geht’s los. Heute bin ich ein Weibchen. Das ist fein. Da hab ich es nicht so schwer. Es kommt ein Männchen, flirtet mich an und schon geht’s los. Wobei, kann ich mir vorstellen von irgendwem Kinder in die Welt zu setzen? Boaahhh, nein! Das geht gar nicht. Ich möchte dass meine Kinder die besten Voraussetzungen bekommen, die irgendwie möglich sind. Sie sollen es besser haben, als ich es hatte. Das klingt aus dem Munde einer Eintagsfliege sicher seltsam. Da war ein Larvenleben und ein Leben davor. Alles weiß ich nicht mehr, aber es prägen sich doch gewisse Dinge ein. Meine Kinder müssen nicht alles durchmachen, was ich durchgemacht habe. Also braucht es den perfekten Partner. Der Tag ist gut, die Sonne scheint. Heute sind viele geschlüpft. Es wird einfach. Meine Flügel sind trocken. Das heisst die Partnersuche kann starten.

 

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